Festspiele 2023

Das Stück

„Der Zerrissene" (J. N. Nestroy)

Im Gartenpavillon des Herrn von Lips findet ein Fest mit großer Gesellschaft statt. Gluthammer ist auf dem Balkon mit der Anbringung eines Geländers beschäftigt, soll jedoch wegen des Lärms damit aufhören.

Lips bezeichnet sich selbst in einem Monolog als „Zerrissenen“: Trotz oder gerade wegen seines Reichtums hat er keine Freude am Leben; er ist gelangweilt, aber ohne Geld will er auch nicht leben:

Im Gespräch mit seinen drei „Freunden“, Stifler, Sporner und Wixer, beschließt Lips, etwas ganz Verrücktes zu tun: Er will die erstbeste Frau, der er begegnet, heiraten. Dies ist die verwitwete Frau von Schleyer, die frühere Mathilde Flinck, der er einen Antrag macht. Gluthammerglaubt seine „entführte“ Braut Mathildein der Gewalt des Herrn von Lips. Er rangelt wutentbrannt mit Lips und stürzt gemeinsam mit ihm vom Balkon hinab ins Wasser. Beide werden für tot gehalten.

Lips, der überlebt hat, flüchtet sich zum Hof des Pächters Krautkopf, wo ihn Kathi freudig erkennt. Er will zur Tarnung als Knecht in dessen Dienst treten, was Krautkopf nur ungern tut. Aber auch Gluthammer ist nicht ertrunken,hält sich seinerseits für den Mörder von Lips und flüchtet sich ebenfalls zu seinem Freund Krautkopf. Dieser versteckt ihn vor der vermeintlichen Verfolgung auf seinem Pachthof.

Kathi versorgt Lips liebevoll, Krautkopf Gluthammer eher unwillig. Stifler, Sporner und Wixer, die im Testament des Herrn von Lips als Erben eingesetzt sind, besichtigen ihre neuen Besitztümer. Alle äußern sich verächtlich über den vermeintlich verstorbenen „Freund“; dies hört auch der verkleidete Lips. Während alle den Hof besichtigen, versieht Lips sein herumliegendes Testament mit einer auf den Tag vor seinem Verschwinden datierten Änderung und setzt Kathi als Alleinerbin ein.

„Und in mir is eine Kathilieb' erwacht.
Jetzt seh ich erst, dass ich nicht bloß in der Einbildung,
dass ich wirklich ein Zerrissener war, die ganze ehliche Hälfte hat mir g'fehlt!“

 

Besetzung

CAROLINE ATHANASIADIS • CLAUDIA ROHNEFELD • IVANA URBAN • PETER EDELMANN • CHRISTOPH FÄLBL • CHRISTIAN SPATZEK • FRANZ SUHRADA • BERND SPITZER • GERHARD KARZEL • GORAN DAVID • FLORIAN SCHWARZ

Regie & Intendanz: CHRISTIAN SPATZEK

Musik: PETER UWIRA

Bühne: MANFRED WABA

Kostüme: BARBARA LANGBEIN

Maske: BARBARA DEMUTH

Der Autor

Johann Nepomuk Eduard Ambrosius Nestroy (1801 - 1862)

So wie England seinen Shakespeare, haben wir unseren Nestroy als Nationaldichter auserkoren und zweifellos zählt er zu den bedeutendsten Dramatikern, die unser Land je hervorgebracht hat. Als Sohn einer angesehenen Wiener Bürgerfamilie studierte Nestroy zunächst Philosophie und dann Jurisprudenz an der Universität Wien, brach aber sein Studium zu Gunsten einer Opernsängerkarriere ab. Seine Wege führten ihn nach einem Engagement an der Wiener Hofoper nach Amsterdam, Brünn, Graz, Bratislava und Lemberg. Im Alter von 30 Jahren bekam er von Direktor Carl Carl sein erstes Engagement als Komiker und Bühnenautor am Theater an der Wien, womit seine Karriere als vielbeschäftigter Dramatiker begann. 1833 gelingt ihm sein bislang größter Erfolg mit Lumpazivagabundus, welches bis heute sein meistgespieltes Werk bleibt. Um die damalige Zensur zu umgehen, ist Nestroy berühmt für seine mehrdeutigen, indirekten verbalen Anspielungen, sein gesellschaftskritisches wie auch unerbittliches Aufzeigen von Missständen geworden und verbüßte deshalb 1836 wegen Extemporierens sogar eine Haftstrafe.

Nach Direktor Carls Tod übernimmt Nestroy von 1854 bis 1860 die Direktion des Leopoldstädter Theaters, ehe er sich nach Graz und Bad Ischl zurückzieht.

1862 stirbt Nestroy nach einem turbulenten und erfüllten Theaterleben in Graz. Er hat uns unzählige, großartige Theaterstücke hinterlassen.

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